Die Geburt unseres Sohnes –  Zuhause.

Die Geburt unseres Sohnes – Zuhause.

Die Geburt unseres Sohnes –  Zuhause.

ET+9! ein zweites Mal. Ich stehe mit dem Gedanken auf, dass es nun wirklich bloß noch Stunden sein können, die uns von der Geburt trennen können. Bis ET+11 darf ich zuhause entbinden, danach müsste ich ins Krankenhaus. Wir haben uns wohlgefühlt in dem Krankenhaus nach der ersten aufregenden Geburt auf dem Parkplatz. Trotzdem weiß ich ganz sicher: Ich will unser Kind zuhause auf die Welt bringen. Hier fühle ich mich sicher. Hier ist meine kleine Familie, von der ich auf keinen Fall auch nur einen Moment getrennt sein möchte in den nächsten Tagen. Der Tag startet unspektakulär, es ist Montag. Das Zwergenkind und ich sind im Garten. Torben macht oben den Haushalt. Mittags werden unsere alten Klappräder verkauft und abgeholt. Kurz danach fahre ich los, muss um 14 Uhr zur üblichen Kontrolle bei einer der Hebammen im Geburtshaus sein. Ich höre laut Musik und denke wirklich fast nur noch an die Geburt. Drehe die Musik nochmal lauter & bin voller Vorfreude. Das Gefühl ist nach anstrengenden letzten Wochen endlich angekommen: Wir bekommen ein Baby & zwar ganz ganz bald. Die Hebamme ist ruhig und ebenso gelassen, wie ich es bin. Sie fragt, ob sie mich untersuchen soll, tasten darf, ob sich bereits etwas tut. Ich glaube sie weiß, dass sie mir damit gleich ein noch besseres Gefühl geben kann. Ich stimme zu. Gebärmutterhals verstrichen, Muttermund öffnet sich leicht, etwa 2 cm. „Eefke, du musst dir keine Sorgen machen. Ich habe ein gutes Gefühl und denke in den nächsten 24 Stunden wird euer Baby da sein.“ – Puh. Da war wohl doch noch etwas Anspannung in mir, denn diese Worte lassen mich aufatmen. Beruhigen mich, dass mein Gefühl richtig war und dieses Kind sich und mich kennt. Ganz genau weiß, wann es Zeit ist. Ich verabschiede mich aus dem Geburtshaus und frage nochmal, wann ich mich melden soll. „Eefke, bitte bei regelmäßigen Wehen!“ – Diese Aussage wird von der Hebamme wie unterstrichen ausgesprochen, ganz sicher mit dem Gedanken an meine Erzählungen zur ersten Geburt. Während ich die Treppe zum Auto hinuntergehe, ist sie da. Die erste Wehe. Deutlich zu spüren, deutlich als Einleitung der Geburt zu verstehen, aber sie bringt mich nicht aus der Ruhe. Ganz im Gegenteil. Ich fahre los & treffe mich mit Torben und dem Zwergenkind zum Eis essen und für eine Runde Spielplatz. Es ist jetzt etwa 15 Uhr. Die Wehen sind noch unregelmäßig, sobald ich laufe, kommt aber sofort eine. Wir genießen die Sonne gemeinsam, machen noch ein Selfie mit Bauch und fragen uns, ob unser Kind es wohl noch „schafft“ am 6.6.22 auf die Welt zu kommen. Gegen 16:45 Uhr sind wir wieder zuhause. Torben geht mit dem Hund und während ich die Wäsche abhänge, sind da kaum noch Abstände zwischen den Wehen. Sie fühlen sich zwar nach Geburt an, aber nicht nach zugenommener Intensität und lassen mich kurz zweifeln, in welcher Phase wir hier gerade stecken. Kurz denke ich „sicher ist sicher“ und bitte Torben zurückzukommen. Sofort. Ich rufe unsere Geburtsfotografin an, die etwa zwei Stunden fahren muss, bis sie bei uns ist. Auch die Hebammen informiere ich: „Die Abstände sind super kurz, aber mir geht’s richtig gut. Ich wollte lieber Bescheid geben.“ „Wir fahren los Eefke. Ich denke wir brauchen etwa 20-25 Minuten.“

   

Alle alarmiert. War das jetzt richtig?! Die Hebammen kommen an, ich habe auf einmal das Gefühl ich übertreibe und habe alles falsch entschieden. In der Wohnung sieht es noch nicht nach Geburt aus, ich würde gern noch mit der Großen Abendbrot essen und sowieso, ich wollte doch, dass es erst losgeht, wenn sie im Bett ist. Die Stimmung ist zu spüren, für alle. Die Hebammen gehen spazieren, Torben bereitet langsam die Wohnung vor, stellt den Pool ins Wohnzimmer, macht den Kamin an ... Meine Wehen hören fast auf. Als die Hebammen den Kopf wieder zur Tür hineinstecken, schlagen sie vor noch einmal zu fahren. Kurz fühle ich mich richtig schlecht, doch ich weiß eigentlich, dass ich das nicht muss. Sie versichern, dass wir anrufen können. Jederzeit. Ob in 10 Minuten oder 4 Stunden. Kaum sind sie raus aus der Wohnung, spüre ich die nächste Wehe. Ich bin trotzdem noch etwas angespannt und nehme mir erstmal Zeit für unsere Tochter. Sie darf noch baden, ich leiste ihr Gesellschaft und begleite sie noch beim Abendbrot. Meine Wehen sind da, aber ich fühle mich wohl damit und stehe höchstens mal auf, da es sich sitzend bedeutend unangenehmer anfühlt. Es ist ungefähr 19:30 Uhr als unsere Geburtsfotografin eintrifft und Torben sich kurz danach um die Einschlafbegleitung kümmert. Die Wehen werden zunehmend regelmäßiger und intensiver und es tut gut, dass ich nicht allein bin, während Torben oben ist. Janine und ich sprechen viel, auch über ihre Geburten und ich merke langsam mehr Gelassenheit. Torben kommt erst gegen 21 Uhr wieder nach unten. Wir überlegen, wann es Zeit für Wasser im Pool wäre. Ich stehe eigentlich nur, trinke viel und atme ganz ruhig, wenn die nächste Welle kommt. Schließe dabei die Augen und sage mir selbst meine Affirmationen im Kopf. Das tut so gut und ich fühl mich so vorbereitet auf alles, was in den nächsten Stunden passiert. Als wir noch eine Weile zusammen im Wohnzimmer sitzen und uns auch immer wieder länger mit Janine unterhalten, entscheiden wir einfach schon Wasser in den Pool zu lassen. Natürlich haben wir das vorher nicht getestet, also fliegt uns der Wasserschlauch in der Küche um die Ohren und wir müssen alle ziemlich lachen. Torben hat dann aber doch die richtige Lösung gefunden und das Wasser läuft ein. Kurz bevor ich in den Pool gehe, rufen wir die Hebammen an, damit sie sich wieder auf den Weg machen. Janine sagt mir, ich sehe jetzt so richtig nach Geburt aus und so fühle ich mich auch. Ich gehe ins Wasser und auch wenn die Wellen vorher mich noch nicht unendlich viel Kraft gekostet haben, im Wasser fühlt es sich viel weniger intensiv und noch ein bisschen ruhiger an. Ich merke aber auch, dass die Abstände wieder länger werden ... Die Hebammen sind wieder da. Es ist ca. 22:45 Uhr. Sie lassen mich in Ruhe & spüren gut, dass ich mich wohlfühle und gut mit den Wellen zurechtkomme. Torben muss noch mehr Wasser in den Pool lassen und die Temperatur etwas senken. Nach einer Welle werde ich nochmal untersucht, nicht so leicht im Wasser, aber es tut sich was! „Du arbeitest super, Eefke“ ist das Fazit der Hebamme. Ich bleibe weiter im Wasser, Torben hält meine Hand, streicht mir durch die Haare, wenn ich die Augen schließe. Wir haben nie drüber gesprochen und ich bin so dankbar, dass er spürt, wonach mir gerade ist. Die Hebammen sind mal da, ich nehme sie kaum wahr, oder sitzen in der Küche. Es ist so, wie ich es mir vorgestellt habe. Selbstbestimmt, ohne äußere Einflüsse und für mich geprägt von meinem sicheren Umfeld.

  

Es muss gegen 0 Uhr sein (also kein Baby mehr am 6.6.) als die Hebammen die Herztöne des Babys überprüfen und vorschlagen, dass ich aus dem Wasser komme. Ich soll auf Toilette gehen und wir wollen die Herztöne etwas drosseln und dem Baby Ruhe verschaffen, das funktioniert im Wasser nicht so gut. Auch wenn ich gern im Wasser bleiben würde, nehme ich den Vorschlag vertrauensvoll an. Torben ist in dieser Zeit oben, weil unsere Tochter wach ist. Mir wird beim Aussteigen ein Handtuch gereicht und im gleichen Moment eine Wehe. Ich lehne mich an einen Balken und denke für mich „Ok, jetzt geht’s los, das wird anstrengend, aber du gehst heut nicht mehr ins Wasser.“ Die nächsten drei Wellen im Badezimmer, allein, meine Vorbereitung für mich selbst auf den Endspurt. Zum Glück ist Torben wieder unten. Ich komme aus dem Bad, lehne mich gegen den Tisch und spüre, wie ich beginne zu schieben. Den Vorschlag der Hebammen den Ort zu wechseln, weil es dort sehr eng ist, lehne ich ab. Bewegen will ich mich jetzt wirklich nicht mehr. Im gleichen Moment läuft mir eine große Menge Fruchtwasser die Beine hinunter. Ab hier geht es schnell, es erinnert mich so sehr an die erste Geburt und ich habe ziemlich genau im Gefühl wie lange, oder eher wie kurz es jetzt noch dauern wird, bis unser Kind da ist. Und dann. Die Große wacht noch einmal auf. Torben geht hoch und die Hebammen haben Bedenken, dass ich die Geburt aufhalten will, und ermutigen mich weiterzuarbeiten. Das tue ich & sage noch zu Torben. „Ihr könnt auch runterkommen, für mich ist das ok.“ Ich höre nur bruchstückhaft, wie Torben ihr erzählt was gerade los ist und sie fragt, ob sie nach unten gehen sollen. Fast im gleichen Moment sage ich etwas, was ich ganz sicher nicht gesagt hätte, wenn ich gewusst hätte, dass Torben gleich wieder da ist: „Ich kann nicht mehr“ platzt es aus mir heraus. „Doch du kannst Eefke. Du hast es fast geschafft, ich spüre euer Baby schon.“ Ich kannte die Antwort eigentlich und trotzdem fühlt sie sich gut an. Die anderen Beiden kommen runter, stehen neben mir und dann sind es nur noch wenige Sekunden, bis ich da auch stehe, mich aufrichte und unseren Sohn in den Händen halte. Und die erste, die Worte findet ist die große Schwester: „Mama. Meiner ***** da.“